Unpopuläre Sparmaßnahme: Stadt bekommt Contra aus der Wärmestube
Die Stadt Rottweil muss bekanntlich sparen. Und mehr Geld einnehmen. Wir haben unter dem Stichwort „Sparkurs“ verschiedentlich darüber berichtet (siehe unsere Themenseite). Nach diesen Sparplänen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung soll der Förderverein Wärmestube leer ausgehen. Die Stadtverwaltung sieht sich, bei allem Verständnis, nicht in der Pflicht. Das nehmen die ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer der Obdachlosen in der Stadt „mit Bedauern und Stirnrunzeln“ zur Kenntnis.
Kurz zusammengefasst: Der Rottweiler Gemeinderat beschloss, den Verein Freundeskreis Wärmestube Rottweil durch einen Zuschuss von jährlich 10.680 Euro zu unterstützen. Der Beschluss wurde, beginnend mit dem Januar 2024, zunächst für zwei Jahre gefasst. Vom Landkreis Rottweil kommt dieselbe Summe. Für die Zuschüsse zeigt sich der Freundeskreis „sehr dankbar“, sie hätten dazu geführt, „dass wir das Angebot der Wärmestube stabil weiterführen konnten, weil wir als Leitung der Wärmestube eine qualifizierte Fachkraft einstellen konnten.“ Das sei auch notwendig gewesen, etwa, weil zuletzt hoch engagierte ehrenamtliche Kräfte kürzertreten mussten. Der Betrieb der Wärmestube sei gefährdet gewesen. Mit den Zuschüssen arbeitet der Verein derweil nicht kostendeckend, musste für das Jahr 2024 noch Spenden in Höhe von rund 8600 Euro aufbringen und sammeln, was gelang. 2025 werde es genauso aussehen, in den Folgejahren nicht besser werden. Daher baten sie Stadt und Gemeinderat, den Zuschuss zu verlängern.
Die Stadt sagt derweil nein. Im Wesentlichen wird die Ablehnung des Zuschusses für die Wärmestube wie folgt begründet:
- Befristung des ursprünglichen Zuschusses: Der Gemeinderat hatte 10.680 € jährlich für zwei Jahre (bis Ende 2025) beschlossen, um die neu geschaffene hauptamtliche Stelle zu unterstützen. Diese Stelle wurde inzwischen besetzt, und die Stadt sieht keine Notwendigkeit, den Zuschuss über die vereinbarte Frist hinaus zu verlängern.
- Angespannte Haushaltssituation der Stadt Rottweil: Die Stadtverwaltung muss zwischen freiwilligen und Pflichtaufgaben unterscheiden und ihre Finanzierungsleistungen entsprechend ausrichten. Die Bezuschussung der Wärmestube falle nicht unter die städtischen Pflichtaufgaben.
- Bereits bestehende finanzielle Beteiligung: Die Stadt Rottweil ist über die Kreisumlage finanziell am Zuschuss des Landkreises beteiligt, da sie die größte Stadt im Landkreis ist.
Die Entscheidung dazu wird der Gemeinderat in seiner morgigen Sitzung treffen. In der Vorbereitung dieser haben sich nun gut 20 Unterstützerinnen und Unterstützer der Wärmestube Rottweil mit einem Leserbrief zu Wort gemeldet. Die Verfasser äußern darin ihr Bedauern über die geplanten Kürzungen der Stadt für Vereine, insbesondere die Wärmestube, die essentielle Unterstützung für Obdachlose und bedürftige Menschen bietet. In der Wärmestube erhalten die Gäste warme Mahlzeiten, können Wäsche waschen und duschen, was ihnen Perspektiven und Gemeinschaft bietet. Trotz der möglicherweise als nicht zwingend erforderlich angesehenen Aufgaben der Stadt betonen sie deren historische Verantwortung, soziale Einrichtungen zu fördern und eine Tradition der Hilfe aufrechtzuerhalten.
Die NRWZ bringt die Zuschrift im Wortlaut:
Zur geplanten Streichung des städtischen Zuschusses für die Wärmestube
Mit Bedauern und Stirnrunzeln haben wir von den Kürzungsvorhaben der Stadt für die verschiedenen Vereine gelesen. Wir sprechen für die Wärmestube, viele von uns helfen ehrenamtlich dort mit. So wissen wir, wie wichtig diese Einrichtung ist. Vieles wird dort aufgefangen, das sonst auf der Straße bleibt und zurück zur Stadt geht. Obdachlose, arme Menschen werden immer unter uns sein, und ihre Zahl wird vermutlich noch größer, wenn sich die CDU mit ihren Kürzungsplänen in Sachen Bürgergeld durchsetzt.
In der Wärmestube bekommen sie warmes Essen oder auch nur einen Kaffee, können ihre Wäsche waschen, duschen, hier wird ihnen eine Perspektive gegeben, hier ist man für sie da, hört ihnen zu. Sie können für ein paar Stunden eine warme Stube genießen und auch die Gemeinschaft dort. Jeder Dritte, das sagt die Statistik, ist einsam. Traurig!
Es gehört vielleicht nicht zu den Pflichtaufgaben einer Stadt, solche Einrichtungen zu finanzieren. Doch schon im Mittelalter gab es Armenspeisungen, es ist davon auszugehen, dass die Suppengasse genau daher ihren Namen hat. Dort, wo heute auch die Wärmestube ist. Einer Stadt wie Rottweil, die so stolz auf ihre Geschichte ist, stünde es gut an, auch diese Tradition zu wahren.
Verena Gaiffi, Rottweil,
Willy Michel, Rottweil,
Verena Göppert, Zimmern,
Sigi Straub-Deussen, Lackendorf,
Renate Nispel, Rottweil,
Valeska Braun, Oberndorf,
Bärbel Mauch, Rottweil,
Nicole Ceglarek, Zimmern,
Heidi König, Rottweil,
Günther König, Rottweil,
Doris Weidner, Stetten,
Trissana Gardelle, Rottweil,
Kevin Gavrilov, Rottweil,
Petra Seemann, Fischbach,
Lisa Vogt, Zimmern,
Fabienne Ceglarek, Zimmern,
Kerstin Pizzitola, Rottweil,
Denise Giesser, Trossingen,
Alina Ceglarek, Zimmern,
Sina Maier, Deisslingen,
Moni Marcel, Deisslingen